ARD-Tagesthemen, Beitrag von Griet von Petersdorff, 08. Juli 2020

https://youtu.be/Vpfde6bTf9w?t=1470

›Dieser wuchtige Koloss steht in Berlin, hat mit seinen Kanonenrohren zwar eher die Anmutung eines schwimmenden Panzers, ist aber eine in Beton gegossene architektonische Glanzleistung der Nachkriegszeit.‹

Caren Miosga
›Dieser wuchtige Koloss steht in Berlin, hat mit seinen Kanonenrohren zwar eher die Anmutung eines schwimmenden Panzers, ist aber eine in Beton gegossene architektonische Glanzleistung der Nachkriegszeit.‹ (Caren Miosga)
›Machen wir uns nichts vor: Es ist ein Ungetüm, das da im Südwesten Berlins steht.‹
›Ein Schlachtschiff aus Beton – mit Rohren, die drohend ins Freie ragen. Brutalismus heißt der Baustil – nicht von „brutal“, sondern vom französischen „brut“: „roh“.‹
›Hässlich, aber ehrlich – und deswegen irgendwie auch schön, finden die Fans des sogenannten Mäusebunkers.‹
›[…] die Abteilungen hermetisch abgeriegelt. Es ist in jeder Hinsicht ein extremes Gebäude, das zudem jetzt ausgedient hat.‹
›Der Betreiber, die Charité, will es am liebsten abreißen lassen – zu viele Schadstoffe, die Haustechnik veraltet.‹
›Dann hat es halt schießschartenartige, kleine Fenster und kanonenartige Lüftungsrohre.‹
›Also eigentlich alles an dieser Architektur hat halt so’n wehrhaften Charakter und drückt irgendwie die Gefahr aus.‹
›Alle diese Faktoren bedeuten nahezu unüberwindbare Hürden für eine sinnvolle Nachnutzung und würden die Kosten in unrealistische Höhen treiben.‹ (Charité)
›Die Brutalismus-Freunde allerdings sind hartnäckig. Über 6.000 Unterschriften haben sie für ihre Petition gesammelt. Der Mäusebunker soll bleiben.‹
›Das ist der Wahnsinn, das hätte ich wirklich nicht gedacht.‹
›Und es unterschreiben immer noch Leute.‹
›Gesetzt den Fall, es bliebe: Was tun mit dem Betonmonster? Johann König würde es nehmen. Er ist Galerist und hat Erfahrung mit Umbau. Seine hochkarätige Galerie ist in der ehemaligen Kirche Sankt Agnes, erbaut im Stil des Brutalismus.‹
›Auch den Mäusebunker könnte man retten. Man sollte solche alten Gebäude mit kulturhistorischem Wert, nachnutzen und nicht abreißen.‹ (Johann König)
›Er plant eine Art Entkernung, sodass die Hülle bleibt. Ein Ort für Start-ups, auch für Kunst. Wiedergutmachung für Tiere soll es auch geben, vielleicht ein Freilaufgehege.‹
›Abgeordnete der CDU-Fraktion des Bezirks wie Clemens Escher wollen etwas anderes: Einen modernen Forschungsstandort statt eines Bunkerriesen, der nur komisch aussieht und Risiken birgt.‹
›Weg mit dem Bunker! Er ist Havarie-gefährdet, stark asbestbelastet. Betriebs- und umwelttechnische Kosten sind im exotischen Bereich.‹
›“Keine Experimente“, hatte schon Adenauer gesagt.‹
›Unsere Aufgabe ist es, ganz genau da hinzuschauen und sich auch für das Denkmal einzusetzen. Und das werden wir auch machen, und alle Optionen prüfen – mit dem Ziel […] den Mäusebunker als Denkmal dann auch eintragen zu können.‹ (Cristoph Rauhut)
›Geplant ist ein neuer Vor-Ort-Termin. Was geht mit dem Bunker? Und wie könnte ein Kompromiss aussehen?‹