
›Am Teltowkanal weit draußen im Südwesten Berlins reihen sich drei Gebäude auf, die eindrucksvoll zeigen, welche Leistungen das öffentliche Bauen in den Boomjahren nach dem Zweiten Weltkrieg erreichen konnte. Das Benjamin Franklin-Krankenhaus des amerikanischen Büros Curtis & Davis, das ehemalige Institut für Hygiene und Mikrobiologie von Hermann Fehling und Daniel Gogel sowie der sogenannte Mäusebunker von Gerd und Magdalena Hänska sind nicht nur echte Kinder der 1960er-Jahre, sondern zeugen von architektonischer Qualität und Vielfalt dieser Zeit.
https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Petition_zum_Erhalt_von_Maeusebunker_und_Hygiene-Institut_in_Berlin-Steglitz_7195422.html
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Umso schockierender, dass die Charité nun die beiden architektonisch herausragenden Institutsbauten von Fehling + Gogel sowie Gerd und Magdalena Hänska zur Disposition stellt und abreißen lassen möchte. Denn die beiden direkt gegenüberliegenden Sichtbetonbauten sind weit mehr als ein formalistisches Leckerli für Brutalismus-Nerds. Sie erzählen vom alten West-Berlin, vom Aufbau der Freien Universität ab 1948 und von den politischen Bemühungen unter dem Regierenden Bürgermeister Willy Brandt (1957–66), die wirtschaftlich abgehängte Stadt zu einem Wissenschaftsstandort auszubauen. Außergewöhnliche Architektur spielte hierbei eine entscheidende Rolle. Wissensproduktion sollte nicht in brav gereihten Zellenbüros hinter blassen Rasterfassaden stattfinden, sondern angemessene Räume bekommen und sich selbstbewusst im Stadtraum verorten.‹
(Gregor Harbusch)